Die Lachgassedierung ist die leichteste und zugleich sicherste Sedierungsform. Dieser Umstand wirft für viele Zahnärzte automatisch die Frage auf: Welche Behandlungen sind mit Lachgas durchführbar und wo liegen die Grenzen? Ist Lachgas eventuell in der Sedierungstiefe für manche oder gar viele Behandlungen zu schwach?
Wenn man auf die Suche nach der Antwort auf diese Frage geht, wird man feststellen, dass man sowohl in der Fachliteratur, als auch bei einer normalen Google-Suche nicht fündig wird. Dieser Artikel ist also der erste seiner Art.
Sedierungstiefe ≠ Anxiolyse
Anxiolyse ist die Beseitigung von Angstzuständen. Die Lachgassedierung wird häufig in ihrer anxiolytischen Potenz unterschätzt. Dies kommt daher, dass viele Behandler davon ausgehen, dass die Sedierungstiefe mit der Anxiolyse korreliert. Also um so tiefer die Sedierung, um so tiefer die Anxiolyse. Dem ist nicht so. Tatsächlich gibt es unzählige Berichte von Patienten, die mit höherer Sedierungstiefe mehr Angst bekommen haben (vgl. Paradoxe Reaktion Benzodiazepine).
In diesem Fall können zwei Dinge auftreten:
- Die Patienten bekommen mehr Angst und verlieren gleichzeitig ihre Selbstkontrolle, was in einer Abreaktionen münden kann.
- Oder die Patienten sind nicht in der Lage Angst und Schmerzen mitzuteilen und müssen die Prozedur mit insuffizienter Angst- und Schmerzkontrolle über sich ergehen lassen.
Ich habe selbst miterlebt, wie eine Patientin zwar ausreichend Propofol bekommen hat, damit sie nicht in der Lage war ihren Sorgen Ausdruck zu verleihen aber trotzdem zu niedrig eingestellt war, um die Behandlung schmerz- und angstfrei zu überstehen. Man kann sich vorstellen, dass diese Behandlung einen re-traumatisierenden Effekt auf die Patientin haben könnte.
Anxiolyse findet auf seinem eigenen Kontinuum statt
Wir wissen heute, dass weder die Sedierungstiefe, noch die Dissoziation des Patienten, einen direkten Einfluss auf die Anxiolyse hat. Anxiolyse findet auf seinem eigenen Spektrum statt und kann auch ohne Dissoziation oder Somnolenz stattfinden.
Die Vorteile, dass der Patient klar und ansprechbar bleibt, liegen auf der Hand. Der Patient kann evt. Schmerzen und Diskomfort mitteilen und muss diesen nicht stillschweigend erleiden. Das zusätzliche Nutzen der leichten Sedierung erlaubt einen noch stärkeren Effekt, ohne dass der Patient in einen Dämmerzustand übergeht.

In dieser Grafik wird deutlich, dass Lachgas bereits anxiolytische Wirkung entfaltet, bevor eine Sedierung wahrnehmbar ist.
Lachgas ist hochpotent
Lachgas wird bei Behandlungen eingesetzt, die zahnmedizinische Behandlungen in ihrer Intensität weit übertreffen. So ist Lachgas neben der PDA das einzige Verfahren, dass nachweißlich den Geburtsschmerz lindert (1,2). Des weiteren kann Lachgas effektiv eingesetzt werden um Frakturen zu reponieren. Und auch bei der Eröffnung eines Abszess, kann die Anwendung von Lachgas den Schmerz für den Patienten stark lindern.
Welche Behandlungen sind mit Lachgas durchführbar?
- PZR
- Füllungstherapie
- Extraktionen
- Abdrucknahme (Würgereiz)
- Röntgen (Würgereiz)
- Sinuslift
- Versorgung mit Implantaten, Brücken, Kronen und Prothesen
- Knochenaufbau
- Wurzelkanalbehandlung
- Wurzelspitzenresektion
- Operation einer Zyste
- Amputationen den Pulpa
- Zustand bei MIH
- Abszesseröffnung
Was tun wenn die Anxiolyse nicht stark genug ist?
Sollte die Lachgassedierung trotzdem nicht ausreichend sein, um die Patienten zu beruhigen empfiehlt es sich folgende Parameter zu überprüfen:
1. Sitzt die Nasenmaske dicht?
Eine undichte Nasenmaske führt zu einer verwässerten Dosis. Das bedeutet der Patient atmet Nebenluft ein. Dichten sie die Maske entsprechend ab! Wechseln sie das Nasenmasken System falls nötig. sedaview® Nasenmasken haben die beste Dichtigkeit.
2. Ist der Flow ausreichend?
Ist der Flow zu niedrig bekommt der Patient zu wenig Lachgas. Bei den Pip+® und sedaview® Nasenmasken steuern sie den Flow über den Atembeutel. Bei Axess stellen sie den Flow auf 9,9 lpm.
3. Ist der Patient in einem arbeitsfähigen Zustand?
Patienten, die weinen oder eine Panikattacke durchleben sind nicht im richtigen Zustand für eine Lachgaseinleitung. In diesem Fall ist eine Verfahrensänderung in Erwägung zu ziehen.
Zusammenfassung:
- die anxiolytische Wirkung von Lachgas beginnt bereits früh
- Lachgas ist für ein breites Spektrum zahnmedizinischer Anwendungen einsetzbar
- mangelnde Anxiolyse kann eine Folge einer undichten Nasenmaske sein