Lachgasanalgesie in der Geburtshilfe: Mischersysteme und Premix-Systeme im Vergleich
Das Mischersystem bedient sich zur Lachgasanalgesie zwei Gasquellen (1x Sauerstoff, 1x Lachgas). Lachgas wird dabei klassischerweise per 10-Liter-Flasche zur Verfügung gestellt, Sauerstoff wird aus einem Wandanschluss und der zentralen Gasversorgungseinheit entnommen.
Das Mischersystem gibt per internem ON-Demand-Ventil nur ein Gasgemisch aus 50% O2 und 50% N2O ab. Ein Mischersystem ist z.B. das von uns angebotenen Equinox® Relieve des kanadischen Herstellers o-two Medical Technologies (www.o-two.com)
Das Premixsystem ist ein „1-Flaschensystem“. Der Flascheninhalt besteht aus 50% O2 und 50% N2O. Eine Applikation kann über ein externes ON-Demand Ventil erfolgen. Gängige Systeme sind z.B. Livopan® oder Kalinox®.
In diesem Beitrag wollen wir die Kern-Unterschiede der beiden Systeme für alle in der Klinik beteiligen Personen und Abteilungen herausarbeiten.
1. Wirtschaftlichkeit
1.1 Anschaffungskosten
Equinox® Relieve
Es handelt sich um ein Medizinprodukt und- gerät, das die Kliniken kaufen, leasen oder per Mietkauf finanzieren können. Der Preis für ein mobiles Komplett-System liegt bei ca. 10.500 €. Die Systeme werden jährlich von uns gewartet, Kosten hier: 670€ pro Gerät und pro Jahr.
Die N2O Flaschen bewegen sich in einem Preissegment von ca. 30-40 € je nach Hersteller (Tipp: Fragen Sie Ihren aktuellen „Klinikpreis“ für Flaschengase N2O an!)
Premix
Das Applikationssystem wird i.d.R. bei einem Vertrag, der an eine gewisse Anzahl an Abnahme von Flaschen gebunden ist, frei zur Verfügung gestellt. Gängige Absprachen sind Mindestmengen von 15-20 Zylinder pro Jahr. Der Preis pro Zylinder variiert zwischen 450 € und 600 €.
1.2 Variable Kosten pro Anwendung
Equinox® Relieve
Einmalige Anschaffung von ca. 10.000.- € bei dem Äquivalent von ca. 8 Flaschen pro Jahr. Kosten für die Zylinder von 8 x 40 € (durchschnittlicher Preis) = 320 € p.a. zuzüglich Kosten Maske, Filter und anteilig für doppellumigen Beatmungsschlauch ca. 1,60€ pro Patient.
-> Ergibt sich ein Preis pro Anwendung in der Geburtshilfe von ca. 6 .-€ (Lachgaszylinder reicht für ca. 11 Entbindungen)
Premix
Jährlich bei einem Flaschenverbrauch von ca. 15 x 550 € (durchschnittlicher Preis)= 8.250 € zuzüglich Kosten Maske, Filter und Ausleitungsschlauch pro Patient von ca. 8 €.
-> Ergibt sich ein Preis pro Anwendung in der Geburtshilfe von ca. 90-100 €.
(Ein Premix-Zylinder reicht für 5-6 Entbindungen). Hinzu kommen zusätzliche Lieferkosten und Lagerkapazitäten.
-> Damit bestehen jährlich wiederkehrende Kosten von ca. 10.000.- € exkl. etwaiger Wartungsleistungen.
Fazit Wirtschaftlichkeit
- Die Kosten pro Behandlung sind mit einem Mischersystem ca. 80-90% kosteneffektiver im Vergleich mit einem Premixsystem.
- Die Anschaffungskosten für ein Mischersystem entsprechen ca. den wiederkehrenden Kosten eines Premix-Betriebes innerhalb von 12 Monaten.
2. Hygiene
Equinox® Relieve
Das System ist geschlossen durch den Flaschenwagen, außerdem hat das Gerät an sich wegen des ausreichend langen Beatmungsschlauches kein Kontakt mit der Patientin. Durch den 2,4m langen Beatmungsschlauch ist gewährleistet, dass auch bei einer Umlage der Patientin das System nicht verschoben werden muss.
Das Schlauchsystem ist einfach nach der Beendigung mit Flächendesinfektion zu reinigen. (Aufwand ca. 1-2 Minuten. Es ist kein Austausch des Beatmungsschlauchs nach jeder Patienin notwendig, da mehrmaliger Einsatz 10-14 Tage gemäß Empfehlungen des Herstellers bei Verwendung eines Filters zulässig.
Lediglich dieser Filter und eine Maske werden pro Patientin gewechselt.
Premix
Diese System sind i.d.R. mit einem externen Demandventil und einem kurzem Ausleitungsschlauch in dem direktem Umfeld der Patientin aufgestellt. Dies hat zur Folge, dass nicht immer sichergestellt ist, dass die hygienischen Maßnahmen gewährleistet werden können. Des Weiteren müssen die Systeme bei einer Umlage der Patientin oft auf die andere Bettseite bewegt werden.
Das System ist grundsätzlich offen, d.h. es besteht keinerlei Möglichkeit, die Flasche oder den Systemträger vor Kontakt mit der Patientin zu schützen.
Zur Folge hat dies, dass nach jedem Gebrauch ein erhöhter Desinfektionsbedarf des Systems besteht (Aufwand ca. 10 Minuten).
I.d.R. ist nach der Behandlung ein Austausch des Ausleitungsschlauchs sowie zweier Adapter, der Maske und des Filters notwendig, da dies Einmalartikel sind.
Fazit Hygiene
Die notwendigen Maßnahmen zur Hygiene sind bei Mischersystemen geringer.
Der Materialeinsatz von Einmalartikeln pro Patient ist beim Mischersystemen geringer.
3. Handhabung und Bedienung
Equinox® Relieve
Vor Beginn der Therapie muss die Lachgasflasche in dem Fahrwaren geöffnet werden (die Flasche ist über einen Druckminderer und einen Druckschlauch mit dem Mixer bereits verbunden).
Die Sauerstoffentnahme initiiert der Anwender durch das Einstecken des Sauerstoff-Schlauches in die Wandversorgung im Behandlungszimmer.
Als dritter Schritt wird der AGFS-Stecker vom Ausleitungssystem an die Narkosegasausleitung im Behandlungszimmer gesteckt. Das System ist nun betriebsbereit. Die Patientin kann nun ein festes 50/50-Gemisch aus Sauerstoff und Lachgas per ON-Demand inhalieren.
Der Fahrwagen beinhaltet 2 Zylinder Lachgas. 1x aktive Nutzung, 1x Ersatz.
Falls ein Zylinder leer wird während der Behandlung, kann durch einfaches Umstecken auf den Ersatzzylinder das System ohne Ausfall weiter eingesetzt werden.
Die Behandlungskapazität zweier Lachgas-Zylinder ca. 25 Entbindungen.
Premix
AGFS-Stecker muss Wandseitig in die Narkosegasausleitung angeschlossen werden.
Fixes Gemisch kann direkt eingesetzt werden über Demandventil.
Wenn das System unter der Behandlung leer sein sollte, muss das System aus dem Kreißsaal herausgefahren werden und ein neuer Zylinder aufgesetzt werden. Anschließend kann das System wieder eingesetzt werden.
Die Behandlungskapazität beträgt durchschnittlich 5,5 Entbindungen.
Fazit Handhabung
Beide Systeme sind einfach und ohne zeitaufwendige Vorbereitung einsatzbereit. Die Behandlungskapazität bei einem ausgestatteten Mischersystem ist um ein ca. fünffaches höher als bei einem Premixsystem.
4. Sicherheit
Equinox® Relieve
Es besteht ein aktives Ausleitungssystem, ermöglicht u.a. durch den Einsatz eines doppellumigen Beatmungsschlauches. Der innere Lumen führt das 50/50-Gasgemisch zur Patientin, der äußere Lumen ist direkt an die Narkosegasausleitung angeschlossen, dadurch besteht ein permanenter Ausleitungsstrom der abgeatmeten Luft.
Somit besteht eine hohe Sicherheit für Begleitung und Personal im direkten Kontakt mit der Patientin durch eine Minimierung der Lachgasexposition im Raum.
Das System kann nur ein Gemisch von 50 % Sauerstoff und 50% Lachgas abgeben. Eine Beatmung nur mit Sauerstoff oder Lachgas ist nicht möglich. Das Gerät enthält eine druckabhängige Gaswaage, die bewirkt, dass wenn ein Druck (O2 oder N2O) fällt, das System schließt und keine Applikation mehr möglich ist. In diesen Fällen ertönt ebenso ein akuistsches Alarmsignal.
Premix
Die Systeme haben i.d.R. ein passives Ausleitungssystem. Die Patientin muss durch direktes Ausatmen in die Maske das Gemisch in den AGS-Zylinder ausatmen, da ansonsten N2O-Exposition des Ausatemgemisch in den Kreißsaal abgegeben wird. Unmittelbare Beeinträchtigung von Begleitung und Personal sind dabei nicht ausgeschlossen. Versorgung bleibt möglich, auch wenn der Ausleitungsschlauch von der Maske bzw. Filter löst (Somit ist eine Exposition und der Raumbelastung in den Raum möglich!!!).
Bei Temperaturen unter 0 Grad, (z.B. beim Transport) muss die Flaschen bis zu 48 Stunden liegend gelagert werden wegen Entmischung, danach kann sie wieder eingesetzt werden.
Fazit Sicherheit
Das Mischersystem ist ein sicheres System, das in Kombination mit einer aktiven Ausleitung die Exposition und Raumbelastung von Lachgas AKTIV minimiert.
5. Zusammenfassung Vergleich Mischer-Systeme und Premix-Systeme zur Lachgasanalgesie in der Geburtshilfe
Eine Therapie mit beiden Systemen entspricht den Sicherheitsbestimmungen der derzeitigen N2O/O2 Applikation unter der Geburt. Premix-Systeme sind seit ca. 2010 in Deutschland wieder eingesetzt wird.
Das Equinox® Relieve wird seit 2014 weltweit und in Deutschland seit 2018 eingesetzt. Das Equinox® Relieve garantiert eine erheblich kostengünstigere Bereitstellung der Lachgasanalgesie für Kliniken.
Die Therapiebreite ist bei beiden Systemen nahezu identisch.
Bei dem Equinox® Relieve entstehen einmalige Anschaffungskosten. Bei Premixen entstehen vor allem laufende Kosten durch den Flaschenverbrauch und vertraglich fixen Abnahmemengen.
Die Kosten pro Jahr für den Einsatz eines Premix-Systems sind i.d.R. höher als die einmaligen Anschaffungskosten mit Verbrauchskosten des Equinox® Relieve . Die Kosten pro Behandlung mit dem Equinox® Relieve im Vergleich zu Premixsystemen sind wesentlich geringer (teils bis zu 90%).
Referenzen für Equinox® Relieve (Stand Juni 2021)
In Deutschland ca. 40 Kliniken, u.a.: Uni Essen, Uni Eppendorf, Uni Gießen, Vivantes Berlin, Asklepios, Uni Regensburg und viele mehr.
Hinweise:
Alle im Beitrag angegebenen Preise gelten zzgl. gesetzl. gültige Mehrwertsteuer.
Alle im Beitrag getroffenen Annahmen zu Premix-Systemen basieren auf Erfahrungswissen und gelten ohne Gewähr.
Zum Autor
Jörg Lippert-Lenzu
- gepr. Pharmareferent / Elektrotechniker
- Geschäftsführer Lachgas LL und Therapiemanager
- Zulassung nach § 75 AMG
- medizinische Einweisung/MPG
- technischer Support in allen Fragen der Anwendung und Narkosegasausleitung (AGFS)
- Aufbau und Installation des Systems aus einer Hand
Seit 2010 hat Herr Lippert-Lenzu Erfahrung in der Lachgasanalgesie in den Bereichen Klinik und Praxis, u.a. in den Fachrichtungen Geburtshilfe, Kinderchirurgie, Onkologie, Gastroenterologie und Dermatologie.
Zunächst war er für die Markteinführung und Entwicklung eines gängigen Premix-Systems in Deutschland im Einsatz. Seit 2018 kooperiert er mit der Firma BIEWER medical, dem exklusiven Vertriebsorgan in Deutschland für das Equinox® Relieve System zur Lachgasanalgesie. BIEWER medical ist seit über 10 Jahren spezialisiert auf Lachgastechnologien (Sedierung und Analgesie).
Kontakt:
Lachgasanalgesie Lippert-Lenzu
Berliner Straße 23
34576 Homberg
+49 (0)173 473 9075
joerg@lachgas-ll.de
www.lachgas-ll.de

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Lachgasanalgesie
In dem mobilen Fahrwagen können neben der Mischereinheit auch 2x 10 Liter-Gasflaschen aufgenommen werden. Alle benötigten Komponenten für die Lachgasanalgesie werden in diesem System in einer Installation vereint. Durch die Mobilität des Systems ist es perfekt geeignet für einen flexiblen Einsatz in mehreren Behandlungszimmern.
Mehr InfosLachgasanalgesie
Das System fuktioniert mit 2 Gasquellen - Lachgas und Sauerstoff - und verabreicht zu jedem Zeitpunkt nur eine feste Mischung von 50% Lachgas und 50% Sauerstoff. Die Besonderheit ist das interne Demand-Ventil: Dadurch kann eine bedarfsgerechte Verabreichung per Inhalations -Trigger erreicht werden und die Verbrauchskosten extremst gesenkt werden durch die Möglichkeit, Standard Schlauchsysteme zu nutzen. Bei einer Verwendung eines Atemfilters pro Patient kann das Schlauchsystem auch mehrfach verwendet werden.
Mehr InfosLachgasanalgesie
Das MDU System zersetzt das exhalierte Gasgemisch(>99%) in Stickstoff und Sauerstoff und kann bei fehlender Absaugvorrichtung zur Minimierung der Raumluftkonzentration von N2O eingesetzt werden. Das Equinox Relieve System kann direkt auf dem MDU installiert werden, sodass die Anwender hier eine komplett autarke, mobile Einheit nutzen können.
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